Vielfalt im Jahreswechsel:

Warum das Jahr nicht überall am 1. Januar startet

Bei uns beginnt das neue Jahr nach dem gregorianischen Kalender am 1. Januar. Doch andere Länder und Kulturen feiern den Jahreswechsel an verschiedenen Tagen im Jahr. Wir geben einen kleinen Einblick.

Thailand und Indien: Mit dem Frühling kommt das neue Jahr

Songkran, das traditionelle thailändische Neujahrsfest, findet jedes Jahr rund um den 13. April statt. Das genaue Datum hing ursprünglich vom Stand des Sternbildes Widder ab, hat sich aber durch die Verschiebung der Sternbilder aufgrund der Präzession der Erdachse auf das heute bekannte Datum verschoben. Das Familienfest, auch als Wasserfest bezeichnet, steht für Säuberung und Erneuerung. Bereits am Vorabend reinigen die Menschen daher ihre Häuser. Am Feiertag selbst finden rituelle Waschungen statt und die Familie kommt zusammen. In den Städten sind Straßenfeiern üblich, bei denen sich die Feiernden gegenseitig mit Wasser bespritzen.

In Indien beginnt das neue Jahr mancherorts ebenfalls im April, doch in den vielfältigen Regionen des großen Landes werden auch zahlreiche andere Tage des Jahres als Neujahr gefeiert. In den Bundesstaaten Telangana und Andhra Pradesh richtet sich das Jahr traditionell nach dem Lauf des Mondes. Der nächste Jahreswechsel steht hier am 9. April 2024 an. Und wie wird das gefeiert? Am frühen Morgen nehmen die Menschen ein reinigendes Ölbad, besuchen anschließend den Tempel, bieten Opfergaben dar und sprechen Gebete, ehe ein üppiges Festmahl auf sie wartet.

Islam: Neujahrsfest 2024 im Sommer

Der islamische Kalender, ein Mondkalender, beginnt seine Zeitrechnung mit dem Tag, an dem Mohammed von Mekka nach Medina auswanderte. Da der islamische Tag traditionell
nicht um Mitternacht, sondern schon bei Sonnenuntergang beginnt, erstreckt sich auch der Neujahrstag über zwei Kalendertage. 2024 beginnt das Neujahrsfest fast überall mit dem Sonnenuntergang des 7. Julis. Je nachdem, ob dem verwendeten Mondkalender astronomische Berechnungen oder die Sichtung des Mondes am Nachthimmel zugrunde liegen, gibt es lokale Abweichungen von bis zu zwei Tagen. Je nach Konfession und Landestradition wird das islamische Neujahr ganz unterschiedlich begangen. Mehrheitlich finden keine großen Feiern oder Festmahle statt. Stattdessen ist der islamische Start ins Jahr ein religiöser Gedenktag. Statt Böllern und Feuerwerk läuten traditionelle Blasinstrumente den heiligen Monat Muharram ein: eine Zeit der Reflektion und des In-sich-Kehrens, aber auch eine Gelegenheit, im Kreis der Familie Geschichten zu erzählen und das Jahr Revue passieren zu lassen.

Judentum: Jahresbeginn im Herbst

Rosch ha-Schana, das jüdische Neujahrsfest, markiert den Tag, an dem Gott vor 5.785 Jahren den Menschen erschuf. Der Name bedeutet wörtlich „Kopf des Jahres“ auf Hebräisch. Der jüdische Kalender richtet sich ebenfalls nach dem Zyklus des Mondes, nutzt aber Schaltjahre, um eine Wanderung durch das Sonnenjahr zu verhindern. Das jüdische Neujahrsfest fällt daher immer in die Zeit zwischen September und Oktober. Traditionell feiern die Menschen das neue Jahr zusammen mit ihren Liebsten – und mit vielem guten Essen. Für den Neujahrsabend existieren verschiedene Essensbräuche. Besonders gerne genascht werden Köstlichkeiten wie Challa (Weißbrot), Datteln, Granatapfelkerne und vor allem in Honig getunkte Äpfel – die Hoffnung auf ein gutes und süßes Jahr geben sollen. Auf Hebräisch: Schana tova u’metuka.

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Zuerst erschienen auf www.nkl.de 

Bildnachweise: © gettyimages / Chakarin Wattanamongkol