Im Freien genießen:

Die außergewöhnlichsten Biergärten Deutschlands

Die Geschichte des Biergartens nahm wohl ihren Anfang in Bayern: Einst lagerten dort die bayerischen Bierbrauerinnen und -brauer ihre Fässer in Kellerhöhlen und pflanzten lauschige Bäume darüber. Denn im 16. Jahrhundert durfte nach der Bayerischen Brauordnung zwischen April und September kein Bier gebraut werden. Doch gut gekühlt ließen sich die Bestände auch im Sommer vertreiben. Im Schatten der Kastanien tat das frische, kalte Bier so gut, da tranken die Gäste es oft gleich vor Ort. Der bayerische Biergarten war geboren.

Die Notlösung wurde zum Geschäftsmodell, als die Bierbrauerinnen und -brauer Anfang des 19. Jahrhunderts ganz offiziell ausschenken durften – zum Schutz der Gastwirte allerdings ohne Essensangebot. Und so ist es bis heute häufig Tradition, die eigene Brotzeit in den Biergarten mitzubringen. Nun aber zu vier außergewöhnlichen Adressen:

1. Königlicher Hirschgarten in München – Europas größter Biergarten

Frisch gezapftes Bier zwischen Dam- und Rothirschen trinken? Das war bis in die 1930er Jahre ganz normal, denn die Hirsche durften sich im Tiergarten von Kurfürst Carl Theodor frei bewegen. Heute schauen sie aus der Ferne zu, wenn die Gäste im Königlichen Hirschgarten Speis und Trank verzehren. Und das sind viele, denn im größten Biergarten Europas finden bis zu 8.700 Menschen Platz. Wer kalte Limo, frisches Bier oder Cappuccino vor traditioneller Kulisse genießen will, kommt im Hirschgarten auf seine Kosten. Für den kleinen und großen Hunger bietet die wechselnde Schmankerlkarte zahlreiche Klassiker. Bleibt nach dem Hauptgang noch Platz, empfiehlt sich das hausgemachte Eis. Auch außerhalb der klassischen Biergarten-Saison hat der Hirschgarten einiges zu bieten: Im Winter laden acht Eisbahnen zum Stockschießen ein.

2. Schloßschänke in Pirna – Der wohl älteste Biergarten Deutschlands

Der Erzählung nach wurde die Schloßschänke im sächsischen Pirna 1678 fertig gebaut – sie wäre damit der älteste Biergarten Deutschlands. Das Holzgebäude diente dem Zweck, überschüssiges Bier aus der schlosseigenen Brauerei unter die Menschen zu bringen. Heute ist die Schloßschänke aus Stein und bietet Gästen aus aller Welt einen fantastischen Blick von Pirna bis Dresden. Hier kann man bei einem erfrischenden Radeberger Pils oder ä Schälchen Heeßen, einer heißen Tasse Kaffee, das Ambiente genießen. Ob knackiger Salat oder Rostbratwurst: Hungrig bleibt niemand zurück. Für den Verdauungsspaziergang bietet sich eine geführte Tour durch die Schlossbastion oder die Terrassengärten an. Wer länger bleiben will, übernachtet in einer der Ferienwohnungen direkt unter der Schloßschänke.

3. Biergarten Odonien in Köln – Freie Entfaltung bei Kölsch und Co.

Metallskulpturen, Wasserspiele, Kulturevents: Im selbsternannten „Freistaat Odonien“ gibt es allerlei zu bestaunen. Der Leverkusener Stahlkünstler Odo Rumpf schuf mit Odonien eine Kreativwerkstatt unter freiem Himmel; hier finden bis zu 200 Gäste Platz. Regelmäßige Veranstaltungen wie Kunstfestivals oder Musikkonzerte locken jedes Jahr zahlreiche Menschen auf das Gelände in Köln-Ehrenfeld. Der üppig bepflanzte Odonische Biergarten ist dabei eine wahre grüne Oase inmitten des ehemaligen Industriegebiets. Bei Flaschenbier und Flammkuchen kann man hier auf einer der Bierbänke die einzigartige Kulisse genießen und das besondere Flair auf sich wirken lassen. Abends tauchen Feuerinstallationen und Kerzenschein die Lokalität in warmes Licht und schaffen so eine unvergessliche Stimmung, die den Besuch im Odonien Biergarten zu einem magischen Erlebnis macht.

4. Spezialkeller in Bamberg – Fränkische Gemütlichkeit mit Weitblick

Wenn die Temperaturen steigen, zieht es Einheimische wie auch Touristen gerne auf den Bamberger Spezialkeller. Unter altehrwürdigen Platanen sorgt ein Schluck kaltes Seidla in einem der schönsten Biergärten Deutschlands für Erfrischung. Der Blick schweift derweil über die Bamberger Altstadt, die seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe und als größter historisch erhaltener Stadtkern Deutschlands zählt. Der familiengeführte Spezialkeller liegt direkt neben der Sternwarte – auf einem der sieben Hügel, die Bamberg den Spitznamen Fränkisches Rom einbrachten. Neben dem traditionellen Rauchbier gibt es im Spezialkeller natürlich echt fränkische Küche wie Schäuferla und Ziebeleskäs.

Warum eigentlich „auf den Keller“ und nicht „in den Biergarten“? Die Bezeichnung „auf den Keller“ wird in Franken verwendet, da es sich um eine unterirdische Lagerstätte handelt, in der die Braumeisterinnen und -meister früher ihr Bier lagerten und kühlten. Im Sommer wurde das Bier dann unter freiem Himmel, meist unter Baumkronen, ausgeschenkt. Da diese Bierkeller oft leicht erhöht liegen, spricht man davon, dass man „auf den Keller“ geht, um dort das Bier zu genießen.

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Zuerst erschienen auf www.skl.de 

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